Wir alle kennen es: In gewissen Situati onen setzen wir zum Beispiel im Umgang mit dem Smartphone die falsche Priorität und den falschen Fokus auf dessen Wichti gkeit. Vielleicht ist es nur eine Banalität, ein irrelevanter Post, der im Nachgang tragische Auswirkungen hat. Genau zu diesem Thema möchte ich heute eine wahre Geschichte erzählen…
Es war ein sonniger Sommertag als uns die Zentrale während des Mittagessens anrief. Es gab einen Verkehrsunfall und wir wurden gebeten so schnell wie möglich zu helfen. Gerade bei Unfällen ist es für uns wichtig sofort vor Ort Hilfe zu leisten, um Gaffer und Schaulustige fernzuhalten. Sobald der Unfall als solches bereinigt wurde, sprich die Fahrzeuge abgeschleppt und die Verletzten versorgt sind, gilt es die Spuren des Unfalls so schnell wie möglich aus den öffentlichen Bereichen zu entfernen. Durch unsere Mittagspause hatten wir nichts von dem Unfall im Radio gehört und kamen unvorbereitet an – wir wussten lediglich, dass es sich um einen Verkehrsunfall in der Stadtmitte handelte. Eine Vielzahl an Polizeifahrzeugen sperrte nach wie vor an einer Häuserfront den Gehweg ab. Ich persönlich hatte mich in Gedanken auf ein typisches Szenario eingestellt. Vermutlich war Blut auf der Straße oder dem Gehweg zu finden – nichts Spektakuläres. Doch die Situation war komplett anders…
Unfallort des Grauens
Wir fragten bei den Einsatzkräften nach was denn passiert sei, denn ich konnte über die Schultern der Polizeibeamten bereits Leute auf dem Gehweg sehen, die sich weinend in den Armen lagen. Zunächst konnte ich mit der Situation noch nichts anfangen, aber ich wusste, etwas Schlimmes muss passiert sein. Nachdem wir uns vorstellten, wurden wir zum eigentlichen Unfallort durchgelassen. Es war schlimmer als erwartet: Ein SUV-Fahrer war in eine Gruppe von jungen Menschen gerast. Die Jugendlichen waren auf einem Schulausflug und wollten gemeinsam vor der Eisdiele den sonnigen Nachmittag genießen, als das Fahrzeug sie erfasste. Auf dem stark in Mitleidenschaft gezogenen Pflasterboden waren deutliche Blutspuren zu erkennen. Dementsprechend startete bei mir sofort das Kopfkino. Ich musste einmal tief durchatmen und hakte nochmals bei den Einsatzkräften nach. Diese schilderten uns, dass bei diesem schrecklichen Verkehrsunfall viele der jungen Leute von dem Fahrzeug erfasst und durch die Luft geschleudert wurden – teilweise bis zur 30 Meter entfernten Bushaltestelle. Die Wucht des Aufpralls hatte die Verletzten und leider teilweise verstorbenen Personen über die ganze Straße geschleudert. In diesem Moment empfand ich ein wahnsinnig tiefes Mitgefühl für die Menschen, die weinend um ihre Freunde oder Familienangehörigen trauerten.
Jeden kann es treffen
Ich dachte an mich selbst und meinen damals 14-jährigen Sohn, der ohne weiteres auch bei einem solchen Ausflug hätte dabei sein können – auch ihm hätte das passieren können. Tief bewegt musste ich selbst weinen. Das Schlimmste war zu erfahren, dass der Fahrer, der das ganze leicht verletzt überlebte, zum Zeitpunkt des Unfalls mit seinem Smartphone beschäftigt war. Er hielt es für nötig, eine SMS zu lesen oder in einem sozialen Netzwerk Nachrichten zu checken – eine Banalität mit Todesfolge für junge Menschen, die ihr ganzen Leben noch vor sich hatten. Zeugen und auch die anschließende Auswertung der Polizei bestätigten, dass der Fahrer zum Unfallzeitpunkt sein Smartphone benutzte.
Wie wichtig ist dir dein Smartphone?
Dieses Ereignis hat mich persönlich sehr bewegt. Jetzt frage ich euch, und ich selbst schließe mich davon gar nicht aus, wie oft seid ihr schon unterwegs gewesen und habt vielleicht gedacht: „Ein wichtiger Anruf, eine wichtige Nachricht. Es meldet sich gerade jemand bei mir und ich muss antworten.“ Oftmals neigt man dazu, nur kurz aufs Smartphone zu schauen, doch selbst diese kleine Ablenkung kann fatale Folgen haben. Jeder sollte einmal darüber nachdenken, ob es nicht besser ist das Handy aus- oder auf stumm zu schalten.
Oder habt ihr während einer Autofahrt jemals eine wirklich lebensentscheidende Nachricht bekommen? Hat es nicht bei jeder Nachricht gereicht diese vielleicht eine halbe Stunde später zu beantworten oder zurückzurufen? Ich würde mir sehr wünschen und hoffe, dass diese Geschichte eines wirklich tragischen und schrecklichen Ereignisses euch zum Nachdenken anregt, ob eine Banalität nicht für andere Menschen sogar tödliche Auswirkungen haben kann. Wenn ihr an etwas teilnehmt, das eure ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, wie zum Beispiel dem Straßenverkehr, dann tut mir den Gefallen und denkt immer an dieses Ereignis, wenn ihr euch dazu verleitet fühlt doch mal kurz aufs Handy zu schauen.